Wer zu Stephan Goebels Pfandleihhaus kommt, braucht schnell und vorübergehend Geld. Dafür gibt er für einen Zeitraum von bis zu fünf Monaten den goldenen Familienschmuck, Großvaters goldene Uhr oder seinen eigenen Laptop ab. Aber auch DVD-Player, Fahrräder oder seine Playstation.

Das Leihhaus ist sonst kein Ort der Kommunikation, die meisten Leute reden nur das Nötigste, ("Ich möchte das hier beleihen", "Einmal verlängern" oder "Auslösen" und "Wie viel macht das?"). Auch die Kunden untereinander kommen kaum ins Gespräch, weil jeder mehr oder weniger mit seiner ganz persönlichen finanziellen Situation beschäftigt ist. Die Stimmung unter den Wartenden im engen Vorraum ist zurückhaltend und freundlich, leise.
Weil in der Pfandleihe große Werte lagern, betritt man das Geschäft durch eine Art Sicherheitsschleuse. Nachdem die erste Tür im Rücken zugefallen ist, dauert es einen Moment, ehe die zweite Glastür mit einem leisen Summen automatisch aufgleitet. Sofort ist klar, dass hier besondere Sicherheitsbestimmungen ganz selbstverständlich gelten.
Der nüchterne Vorraum wie in einer Bank empfängt einen mit weißen Wänden, einem Ficcus-Baum auf dem PVC-Boden und einer großen Bahnhofsuhr an der Wand. Ein geschäftig und unpersönlich wirkender Raum, bis auf alten schwarz-weißen Emailleschilder an der rechten Wandseite: Frühere Öffnungszeiten und Werbesprüche für das Pfandleihhaus zeugen von der langen Geschichte dieses Geschäfts.
Die Kunden im engen Vorraum sind von den Mitarbeitern des Leihgeschäfts durch einen holzfarbenen Tresen mit einer fast bis zur hohen Decke reichenden Wand aus Sicherheitsglas getrennt. In dieser Glaswand gibt es zwei Schalter, in deren sich segelförmig nach oben geformten Öffnungen gerade einmal zwei nebeneinander gelegte Männerhände passen.